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Fakultät Rehabilitationswissenschaften
DESK 3-6 R

Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten – Revision

Das Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten – Revision (DESK 3-6 R; Tröster, Flender, Reineke & Wolf, 2016) ist ein Screening-Verfahren zur Früherkennung von Entwicklungsgefährdungen von Kindern im Vorschulalter, das eigens für den Einsatz im Kindergarten entwickelt wurde. Es zielt darauf ab, Entwicklungsrisiken von Kindern im Vorschulalter frühzeitig zu entdecken, um rechtzeitig gezielte Fördermaßnahmen einleiten zu können. Das DESK 3-6 R ist eine Neubearbeitung des DESK 3-6 (Tröster, Flender & Reineke, 2004), das seit 2004 in vielen Kitas regelmäßig eingesetzt wird (vgl. Franze, Gottschling & Hoffmann, 2010, 2011; Gottschling, Franze & Hoffmann, 2012).

Manual des Testverfahrens DESK 3-6 R. Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten – Revision. © Tröster, Flender, Reineke & Wolf​/​Hogrefe

Das DESK 3-6 R basiert auf einer systematischen alltagsintegrierten Verhaltensbeobachtung des Kindes durch die Erzieherin, bei der – im Unterschied zu einer testdiagnostischen Untersuchung –aufgrund des Verhaltens im Alltag auf zugrundeliegende Kompetenzen des Kindes geschlossen wird (z. B. „Wartet, bis es an der Reihe ist.“). Allerdings können nicht alle Kompetenzen zuverlässig aus dem spontanen Verhalten des Kindes erschlossen werden. Daher werden die Beobachtungsaufgaben durch Entwicklungsaufgaben ergänzt, für die die Erzieherin spezifische Anforderungssituationen herstellen muss. Das DESK 3-6 R enthalt drei Arten von Entwicklungsaufgaben:

♦   Beobachtungsaufgaben

Die Beobachtungsaufgaben basieren auf einer langfristigen Beobachtung des Kindes in Alltagsituationen, die bestimmte motorische, soziale, emotionale, kommunikative oder kognitive Anforderungen an die Kinder stellen (z. B. „Bleibt bei einer Tätigkeit, auch wenn es abgelenkt wird.“).

♦   Gruppenaufgaben

Mit den Gruppenaufgaben werden solche Kompetenzen des Kindes beurteilt, die normalerweise im Alltag nicht zuverlässig zu beobachten sind und daher von der Erzieherin gezielt überprüft werden müssen (z. B. „Balanciert im Zehen-Hacken-Gang vorwärts.“). Die Gruppenaufgaben werden in einer Gruppe von maximal fünf Kindern im Rahmen eines Rollenspiels („Zirkusspiel“) durchgeführt werden.

♦   Einzelaufgaben

Mit den Einzelaufgaben überprüft die Erzieherin spezifische Kompetenzen des Kindes. Dazu stellt sie dem Kind kleine Aufgaben, die in die üblichen Spielaktivitäten eingebunden werden können und die es ihr ermöglichen, gezielt zu beobachten, ob das Kind über eine bestimmte Fertigkeit verfügt (z. B „Fährt mit Stift einer liegenden Acht nach.“).

Die Gruppenaufgaben sind in ein Rollenspiel („Zirkusspiel“) eingebettet. Mit dem Rollenspiel können die Aufgaben mit maximal fünf Kindern in einem spielerischen Kontext unter weitgehend kontrollierten Bedingungen überprüft werden, ohne die Kinder mit einer „Testsituation“ zu konfrontieren. Die Rahmenhandlung ist eine „Zirkusaufführung“, die aus einzelnen, thematisch zusammenhängenden Spielszenen besteht (z. B. „Der Zirkusdirektor will eine Ansage machen.“, „Die Artisten zeigen ihre Kunststücke mit dem Ball.“). In jeder Spielszene sind eine oder mehrere Entwicklungsaufgaben eingebettet. Die Kinder spielen die Szenen nach, wodurch die Erzieherin die Möglichkeit hat, die in diese Spielszene eingebauten Entwicklungsaufgaben zu beurteilen. Das Zirkusspiel wird von zwei Erzieherinnen durchgeführt; eine Erzieherin gibt die „Regieanweisungen“ für das Rollenspiel, währenddessen eine zweite Erzieherin das Verhalten der Kinder bei der Bewältigung der Aufgaben beobachtet und die Ergebnisse der Verhaltensbeobachtung protokolliert. Die nachfolgende Tabelle zeigt einen Auszug aus dem Zirkusspiel für 5- und 6-jährige Kinder.

Das DESK 3-6 R besteht aus separaten Versionen für drei Altersgruppen, für 3-jährige Kinder, für 4-jährige Kinder und für 5- bis 6-jährige Kinder. Die Entwicklungsaufgaben sind jeweils verschiedenen Entwicklungsbereichen zugeordnet, deren Anzahl mit dem Alter der Kinder zunimmt, wodurch eine mit dem Alter zunehmend differenziertere Entwicklungsprognose möglich wird. Eine Übersicht über die Entwicklungsbereiche in den drei Altersgruppen finden Sie unter Aufbau des DESK 3-6 R.

Die Normierung des DESK 3-6 R basiert auf einer Stichprobe von 1711 Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren aus insgesamt 66 Kitas. Für jeden Entwicklungsbereich wurden Stanine-Normen berechnet, für Kinder im Alter von 3 bis 4 Jahren in Halbjahresschritten, für Kinder im Alter von 5 und 6 Jahren in Jahresschritten.

Auf Basis der Einzelskalen wird ein Screening-Profil erstellt, aus dem hervorgeht, in welchen Entwicklungsbereichen das Kind gefährdet ist und daher eine gezielte Förderung benötigt (vgl. Tabelle 3). Im Screening-Profil wurden Stanine-Werte im oberen Skalenbereich zusammengefasst, da das DESK 3-6 R nicht darauf ausgelegt, im oberen Skalenbereich zu differenzieren, um etwaige akzelerierte Entwicklungen zu diagnostizieren, sondern darauf abzielt, zuverlässig zwischen altersgemäß entwickelten und entwicklungsgefährdeten Kindern zu unterscheiden.

Das DESK-Screening führt in jedem Entwicklungsbereich zu einem dreistufigen Screening-Befund. Ein Stanine-Wert von 3 und höher ist ein unauffälliger bzw. negativer Screening-Befund, der eine altersgemäße Entwicklung des Kindes in dem Entwicklungsbereich erwarten lässt. Bei einem fraglichen Screening-Befund (Stanine-Wert = 2) liegen erste Anzeichen eines erhöhten Entwicklungsrisikos vor. Ein auffälliger bzw. positiver Screening-Befund (Stanine-Wert = 1) begründet einen Verdacht auf eine Entwicklungsgefährdung in dem betroffenen Entwicklungsbereich und ist Anlass, die Probleme des Kindes entwicklungsdiagnostisch abzuklären und gezielte Fördermaßnahmen einzuleiten.

Durch die Früherkennung von Entwicklungsgefährdungen ermöglicht das DESK 3-6 R eine gezielte Förderung der betroffenen Kinder in der Kita. Darüber hinaus können die Ergebnisse des Kindergarten-Screenings beim Übergang von der Kita zur Grundschule im Sinne einer proaktiven Strategie genutzt werden, um nach Schuleintritt den Anfangsunterricht an die individuellen Lernvoraussetzungen der Schulanfänger anzupassen (vgl. Tröster, im Druck). Im Einzelnen ergeben sich folgende Einsatzbereiche:

♦   Routineverfahren zur Entwicklungsbeobachtung

Das DESK 3-6 R kann als Routineverfahren zur Entwicklungsbeobachtung in der Kita eingesetzt werden, um frühzeitig spezifische Förderbedarfe der Kinder zu erkennen. Dazu wird ein Screening-Profil erstellt, aus dem hervorgeht, in welchen Bereichen eine altersgemäße Entwicklung zu erwarten ist und in welchen Entwicklungsbereichen ein erhöhter Förderbedarf des Kindes besteht. Die regelmäßige Durchführung des DESK-Screenings (ein oder zweimal pro Jahr) ermöglicht die Dokumentation des Entwicklungsverlaufs des Kindes über die gesamte Vorschulzeit (3 bis 6 Jahren).

♦   Evaluation von Fördermaßnahmen in der Kita

Das DESK 3-6 R kann eingesetzt werden, um die Wirksamkeit von Fördermaßnahmen in der Kita zu überprüfen. Werden beispielsweise für Kinder im letzten Kindergartenjahr gezielte Maßnahmen zur Förderung ihrer schulischen Lernvoraussetzungen durchgeführt, kann mit Hilfe des DESK 3-6 R überprüft werden, inwieweit die Lernvoraussetzungen von Risikokindern verbessert werden konnten.

♦   Einsatz im Rahmen der Schulbereitschaftsdiagnostik

Die Lehrkräfte der Grundschule können das Screening-Profil des letzten Kindergartenjahres nutzen, um den Anfangsunterricht an die individuelle Lernvoraussetzungen der Schulanfänger anzupassen. Dem Screening-Profil des DESK 3-6 R können sie entnehmen, auf welchen Kompetenzen der Unterricht aufbauen kann und in welchen Kompetenzbereichen die Schülerin bzw. der Schüler eine besondere Förderung benötigt. Damit kann die Lehrkraft bereits unmittelbar nach der Einschulung im Sinne einer proaktiven Strategie in ihrem didaktischen Vorgehen an die individuellen Lernvoraussetzungen der Erstklässler anzuknüpfen. Diese Strategie dürfte insbesondere Schulanfängern mit eingeschränkten Lernvoraussetzungen den Übergang zum schulischen Lernen erleichtert.

♦   Bildungsdokumentation

Das DESK 3-6 R kann eingesetzt werden, um den Entwicklungsverlauf des Kindes über die gesamte Vorschulzeit zu dokumentieren. Dazu sollte das Screening in regelmäßigen Abständen (etwa ein- oder zweimal pro Jahr) durchgeführt werden. Zur Dokumentation der Entwicklung des Kindes steht der Dokumentationsbogen des DESK 3-6 R zur Verfügung, in dem die Ergebnisse des Screenings über den Verlauf des Vorschulalters (vom dritten bis zum sechsten Lebensjahr des Kindes) sowie die Ergebnisse der Elterngespräche und die durchgeführten Fördermaßnahmen dokumentiert werden können.

Weitere Informationen

Erfahrungen aus der Praxis mit dem DESK 3-6 R

Rückmeldungen und Kommentare von Erzieherinnen

Im Rahmen der Normierungsstichprobe wurde an die beteiligten KiTas ein Rückmeldebogen herausgegeben. Hierbei wurden die Erzieherinnen gebeten, konkrete Rückmeldungen zu den Aufgaben und zu der Durchführung zu geben. Diese Rückmeldungen sind direkt mit in die Neubearbeitung des DESK 3-6 R eingeflossen. Insgesamt liegen uns 47 Rückmeldungen vor. Deutlich wird, dass Beobachtungsbögen regelmäßig in KiTas eingesetzt werden (76,6%), neben dem DESK wird eine Vielzahl von Bögen eingesetzt, in einem hohen Prozentsatz (fast 30%) eigene (zusammengestellte) Verfahren. Dies spiegelt den hohen Bedarf an Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren wieder. Etwa der Hälfte der Erzieherinnen war das DESK bereits vorher bekannt. Die Frage nach einer Schulung für das DESK 3-6 R beantworteten 31,9 % als „nicht notwendig“, 48,9% als „wünschenswert“ und 14,9% als „unbedingt notwendig“.

Hier werden Ihnen einzelne Kommentare der Erzieherinnen zum DESK 3-6 R zu der Frage „Was hat Ihnen am DESK 3-6 R gefallen?“ präsentiert.

Manual des Testverfahrens DESK 3-6 R. Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten – Revision. © Tröster, Flender, Reineke & Wolf​/​Hogrefe

Wir bieten zum DESK R 3-6 Informationsveranstaltungen und Fortbildungsveranstaltungen an.

Fortbildungsakademien, Bildungseinrichtungen, Gesundheitsämter, Träger von Kindergärten und Schulen bzw. einzelne Kindergärten und Schulen können uns für diese Veranstaltungen buchen. Rufen Sie uns einfach an oder mailen Sie uns, wenn Sie eine Fortbildung für Ihre Einrichtung oder für eine bereits von Ihnen zusammengestellte Teilnehmergruppe buchen möchten. Die Veranstaltungen können sowohl an einem Wochentag als auch am Wochenende stattfinden. Ansprechpersonen sind Dr. Sylvia Mira Wolf und Dr. Judith Flender.

Kontakt:
Dr. Sylvia Mira Wolf
Fakultät Rehabilitationswissenschaften
Emil-Figge-Str. 50
44221 Dortmund

Prof. Dr. Heinrich Tröster

ist Universitätsprofessor für Rehabilitationspsychologie an der Fakultät Rehabilitationswissenschaften der Universität Dortmund bis 2019 gewesen und Leiter der Arbeitsgruppe Früherkennung. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Früherkennung sowie in der Krankheitsverarbeitung in Familien mit chronisch kranken Kindern.

Dr. Judith Flender, Dipl.-Psych.

Psychologiestudium an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Von 2001 bis 2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Dortmund, Fakultät Rehabilitationswissenschaften (Psychologische Diagnostik). 2005 Promotion. Von 2008 bis 2013 Ausbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, 2013 Approbation als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. 2013 – 2015 Tätigkeit als Psychologin in der Institutsambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Seit 2013 selbstständige Tätigkeit in eigener Praxis, Fort- und Weiterbildung.

Dr. Sylvia Mira Wolf, Dipl.-Psych.

Psychologiestudium an der Universität Bielefeld. Von 1995 bis 2007 Tätigkeit als Psychologin im Bereich der interdisziplinären Frühförderung und im Sprachheilkindergarten, Kindergarten für Hörgeschädigte sowie Diagnostik und Begleitung integrativer Kindergärten. Ausbildung als Systemische Therapeutin, Approbation als Psychologische Psychotherapeutin. Seit 2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin  an der Technische Universität Dortmund, Fakultät Rehabilitationswissenschaften im Bereich der Rehabilitationspsychologie (Psychologische Diagnostik)  sowie im Bereich Rehabilitation und Pädagogik bei geistiger Behinderung. 2013 Dissertation. Mitarbeit im Bielefelder Institut für frühkindliche Entwicklung e.V.

Eine Übersicht über Publikationen zum DESK 3-6 finden Sie unter DESK 3-6 Publikationen.

Das DESK 3-6 R ist 2015 im Hogrefe-Verlag erschienen und kann online über die Testzentrale Göttingen bezogen werden.

Beteiligte Personen

Prof. Dr. Heinrich Tröster

Dr. Judith Flender, Dipl.-Psych.

Dr. Sylvia Mira Wolf, Dipl.-Psych.


Kontakt

Ansprechperson

Prof. Dr. Heinrich Tröster
Bei Fragen wenden Sie sich bitte per E-Mail an das Sekretariat.